Heute, am 22. Juli 2023 ist ein Tag der Extreme – mit höchstem Potential für Wachstum/Transformation einerseits und Destruktion/Zerrissenheit andererseits.
Die Sonne befindet sich heute in Opposition zu Pluto, dem großen Zerstörer und Transformator. Mit anderen Worten: die Erde wird heute auf der einen Seite von der Sonne und auf der anderen Seite von Pluto flankiert.
Wir erleben diese Konstellation normalerweise einmal im Jahr (derzeit im Juli), und Sonne und Pluto können uns so in die Mangel nehmen, dass sogar die Erde reagiert. Vor zwei Jahren hat uns die Sonne-Pluto-Opposition etwa die verheerenden Überschwemmungen im Aartal beschert.
Strenge Schiedsrichter
Doch als wäre es damit noch nicht genug, haben sich diese beiden vorübergehenden Opponenten fein säuberlich aufgereiht, um die Mondknotenachse exakt im 90-Grad-Winkel zu kreuzen. Die Mondknotenachse ist eine berechnete astrologische Achse, die zwischen den beiden Schnittpunkten der Sonnen- und Mond-Ellipse verläuft und unseren kollektiven Entwicklungsweg anzeigt.
Wenn ein Planet einem anderen in einem 90-Grad-Winkel begegnet, erzeugt das immer konstruktive Spannung oder “wachstumsfördernden Stress”.
Wenn jedoch zwei Planeten gleichzeitig einen Punkt (oder in dem Fall eine Achse) rechts und links im rechten Winkel flankieren, haben wir es mit einem Schiedsrichterpaar zu tun. Schiedsrichtern allerdings, die völlig unterschiedlicher Meinung sind.
Was macht diese Konstellation so bedeutsam?
Doch was macht diese Konstellation ausgerechnet heute so bedeutsam? Nun, sehen wir uns einmal die Themen an, die die einzelnen Beteiligten repräsentieren.
Da ist zum einen die Sonne im sommerlichen Krebs. In diesem heimeligen, familienorientierten, fürsorglichen, aber auch sehr verwundbaren Sternzeichen mit der dicken Schale und dem weichen Kern.
Und da die Sonne unser Bewusstsein repräsentiert, werden gerade all unsere Bedürfnisse, Emotionen und auch Empfindsamkeiten ins Scheinwerferlicht gerückt.
Doch die Sonne steht nicht irgendwo im Krebs. Nein, sie befindet sich heute auf dem 29., also dem letzten Grad des Krebses. (Jedes Sternzeichen umfasst 30 Grad. Gezählt werden die Grade von 0 bis 29).
Und so, wie wir bei einer Null gewissermaßen mit einem leeren Blatt Papier starten, so ist das Papier am Ende eines Sternzeichens bis zum Rand vollgeschrieben.
0 = Neubeginn / 29 = Meisterschaft, Abschluss
Während das nullte Grad eines Sternzeichens als Anfangsenergie gilt, gelten die 29er Grade als Meistergrade und als Energien, die einem Abschluss entgegen drängen. Die Sonne beleuchtet also unsere Meisterschaft im Umgang mit unseren Gefühlen.
Dann wäre da aber noch Pluto. Dieser zum Zwergplaneten degradierte Himmelskörper hat es trotz seiner bescheidenen Größe in sich. Er repräsentiert nichts weniger als die feurige Phönix-Energie, die Dinge bis auf die Grundmauern niederbrennt, um sie dann neu entstehen zu lassen. Pluto ist der Inbegriff von Transformation, Leben und Tod.
Pluto hinterlässt Spuren
Überhaupt hat uns diese – ich bin fast versucht zu sagen “vermaledeite” – Pluto-Energie ziemlich auf Trab gehalten in den letzten Jahren. Wir wissen alle, wieviel zusammengebrochen ist; wieviele Risse in alten Strukturen sichtbar geworden sind und wie die weltlichen Mächte am Zenit ihres Einflusses standen.
Es ist kein Zufall, dass wir solch eine reaktive Kollektivbewegung beobachten konnten; die Schattenseiten von Pluto sind Machtmissbrauch (sowohl sexueller als auch monetärer Natur) und Geheimnisse.
Grundsätzlich ist es so, dass ein Planet immer eine etwas andere “Färbung” erhält, wenn er seine Kreise durch die verschiedenen Sternzeichen zieht. Pluto im Steinbock beschäftigt sich intensiv mit Strukturen, Autorität, Verantwortung, Tradition und Regeln.
Es ist nicht schwer zu erkennen, wo und wie sich diese Dinge in den letzten Jahren offenbart haben. Vor allem ging alles Schlag auf Schlag.
Kurze Verschnaufpause
Von März bis Juni haben wir uns alle ein bisschen vom kosmischen Schleudergang erholen können. Pluto war für eine Weile in den Wassermann (Individualität, Technik, Gemeinschaft) weitergezogen und hatte für etwas frischen Wind gesorgt.
Doch da Planeten sich (aus Sicht der Erde) sowohl in Vorwärts- als auch in Rückwärtsbewegung befinden können, ist Pluto jetzt auf die Idee gekommen, noch einmal zurück in den Steinbock zu wandern. Und wo sitzt er da nun?
Richtig! Auf dem Meistergrad 29. In Rückwärtsbewegung (also eine nach innen gerichtete, introspektive Energie).
Die letzten Baustellen
Diese Energie fordert uns auf, auch noch die letzten Baustellen in unserem Leben in Ordnung zu bringen. Es ist Zeit für harte Arbeit – die aber am Ende belohnt wird. Der kollektive Druck ist derzeit überdurchschnittlich hoch.
Dann haben wir da noch unsere beiden entgegengesetzten Schiedsrichter: die gefühlsbetonte Sonne hoch am Sommerhimmel und der knallharte, bis in die tiefsten Tiefen vordringende Pluto, der keinen Stein auf dem anderen lässt.
Doch worüber haben diese beiden Schiedsrichter denn überhaupt abzustimmen? Was hat uns die Mondknotenachse zu sagen?
Mondknotenachse
Die Mondknoten (Nord- und Südknoten) wandern alle 18 Jahre einmal durch die Sternzeichen, d.h. sie befinden sich 18 Monate lang in einem (bzw. zwei gegenüberliegenden) Sternzeichen und betonen zwei miteinander verbundene – entgegengesetzte – Themen.
Der Südknoten („Vergangenheitspunkt“, Altbewährtes, Erfahungen, Altlasten) betont dabei das Thema, das uns in dieser Phase zurückhält und ausbremst, und der Nordknoten („Zukunftspunkt“, Potenzial) weist uns den Weg in Richtung Wachstum, Entwicklung und Entfaltung.
Da wir den Nordknoten aber noch nicht erreicht haben, kann er sich jedoch unbehaglich bzw. ungewohnt anfühlen. Verständlich – fordert er uns doch auf, unsere Komfortzone zu verlassen!
Bis vor wenigen Tagen befand sich der Nordknoten im Stier und sein Gegenspieler, der Südknoten, im Skorpion.
Das bedeutet, es war eine gute Zeit, um geduldig Dinge zu kreieren, symbolisch und physisch Samen zu setzen und den Pflanzen bei Wachstum und Blüte zuzuschauen. Es war eine Zeit, in der Selbstfürsorge, Wohlfühlen und Sicherheit eine große Rolle gespielt haben (Stier-Energie) und in der Venus der herrschende Planet war (Weiblichkeit, Liebe).
Mars-Dominanz
Diese zukunftsgerichtete Energie ist jetzt in den Widder gewandert – eine von Mars dominierte, männliche, entschlossene und sehr zielgerichtete Energie. In den nächsten 18 Monaten werden wir kollektiv die Chance und Aufgabe haben, uns mit unserer Identität und dem Fundament unserer Persönlichkeit auseinanderzusetzen.
Das kann, wenn wir unachtsam oder destruktiv sind, zu kriegerischen bzw. aggressiven Handlungen führen. Wenn wir es jedoch verstehen, diese Energie konstruktiv zu nutzen, kann sie uns aber weit nach vorne bringen. Widderenergie ist unbeirrbar, zielstrebig und lässt sich nicht von ihrem Weg abbringen.
Wer bin ICH?
Zugleich steht der Widder für das Ich, für unsere Existenz. Und so prüfen Sonne und Pluto gerade kritisch, wohin du dich wendest.
Bleibst du in falscher Verbindlichkeit stecken? Guckst du immer nur auf die anderen anstatt auf dich selbst? Trittst du auf der Stelle, weil du dich nicht entscheiden kannst oder meinst, es allen Recht machen zu müssen? (All das sind Schattenseiten der Waage-Energie, die jetzt den Südknoten beheimatet und uns eher zurückhält).
Oder packst du in den nächsten anderthalb Jahren den Stier (äh, Verzeihung, Widder!) bei den Hörnern und machst endlich, was du schon lange machen wolltest, dich aber vielleicht nicht getraut hast: entweder weil du dich zu verletzlich gefühlt (Sonne im Krebs) oder weil du die harte Arbeit gescheut hast (Pluto im Steinbock)?
Dieser Spannungsaspekt kann sich übrigens auch in einem Spagat zwischen Familie (Krebs) und Job (Steinbock) zeigen.
Wo viel Licht ist, ist viel Schatten
Nichts wäre heute zutreffender als der Spruch: wo viel Licht ist, ist viel Schatten. Nicht umsonst gilt Pluto als Herrscher der Unterwelt.
Wem wendest du dich zu? Wohin wendest du deinen Blick?
Pst – mein Tipp: Es ist selten entweder – oder. Versuch es mal mit sowohl – als auch.
Ansonsten hast du in den nächsten 18 Monaten die besondere Erlaubnis (vielleicht sogar den Auftrag?), dich um dich zu kümmern. Wer bist du? Was willst du? Was ist dein Fundament? Und wohin zieht es dich, unabhängig von allen anderen? Gesunde Aggression muss nichts Schlechtes sein.
PS: Und während ich diesen Artikel zu Ende schreibe, erhalte ich gerade die Nachricht, dass ein Familienmitglied verstorben ist. Ein würdiger Abgang für ein langes Leben. RIP. <3